Pressemitteilung
Demonstration zum Innensenator | Samstag, 15.08.20 | 13:00 Uhr ab Ziegenmarkt
Am 18.06. wurde Mohamed Idrissi während eines mehr als fragwürdigen Einsatzes durch Bremer Polizist*innen in seinem Hinterhof in Gröpelingen die Enge getrieben – und am Ende erschossen. Der tödliche Einsatz hinterlässt bei den Angehörigen von Herrn Idrissi neben der großen Trauer viel Wut und vor allem offene Fragen, die die Behörden bisher in keiner Weise beantwortet haben. Das Bündnis „Justice for Mohamed“, dem auch die trauernden Hinterbliebenen angehören, wird diese Fragen am kommenden Samstag während einer Demonstration zum Innensenator öffentlich stellen und umfassende Aufklärung sowie Gerechtigkeit für Mohamed Idrissi fordern.
Nach den Schüssen war in den Medien ein Video veröffentlicht worden, in dem ein kleiner Ausschnitt des Tathergangs zu sehen ist. Das Video hat zwar verhindert, dass der Moment der Tötung von der Polizei anders dargestellt werden kann, als er es war. Aber das Video bringt auch ein Problem mit sich: Es zeigt nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was passiert ist.
„Um wirklich zu verstehen, was am 18. Juni passiert ist, müssen durch die Polizei und den Innensenator noch viele entscheidende Fragen beantwortet werden“, fordert Nazanin Ghafouri vom Bündnis Justice for Mohamed. „Warum war die Polizei überhaupt vor Ort? Warum durften die Nachbar*innen nicht mit Herrn Idrissi sprechen? Warum wurde der Einsatz nicht abgebrochen, als die Situation eskalierte? Warum wurde mit Pfefferspray auf einen psychisch kranken Mann gezielt? Was wurde nach den Schüssen unternommen, um Herrn Idrissis Leben zu retten – und vor allem: was wurde nicht getan?“
Im Bündnis Justice for Mohamed sind – zusammen mit den Angehörigen – unterschiedliche Gruppen aus der Zivilgesellschaft organisiert (https://justiceformohamed.org/ueber-uns/). Ziel des Bündnisses ist es, das Schweigen nach der Tötung von Mohamed Idrissi zu brechen und für Aufklärung und Gerechtigkeit zu kämpfen.
„Die Erfahrung zeigt, dass die Behörden und die Polizei häufig eine Aufklärung ohne massiven Druck aus der Zivilgesellschaft verweigern oder gar verhindern“, so Ghafouri weiter. „Unabhängig von Beweislage und Fakten wird der tödliche Tathergang dann so dargestellt, dass die Polizei immer und ausnahmslos im Recht ist oder aus vermeintlicher Notwehr gehandelt hat – ganz besonders wenn die Betroffenen Schwarze Menschen oder People of Color sind.“
Die Demonstration wird vom Ziegenmarkt zum Innenressort an der Contrescarpe gehen, um deutlich zu machen, dass der Innensenator als Dienstherr der Polizei für die Aufklärung politisch verantwortlich ist.
Das Bündnis wird deshalb vor Ort einen Gedenkort für Mohamed Idrissi aufstellen – so wie dies bereits an mehreren anderen Stellen der Stadt geschehen ist – um die Erinnerung wachzuhalten und das Schweigen über die polizeiliche Tötung zu brechen.