Demo “Moria: No more Excuses” (organisiert von diversen Bremer Gruppen und Personen) am 10.09.2020, Bremen
Hallo Leute, ich bin Jasmin und ich spreche hier heute im Namen des Bündnisses Justice for Mohamed
Wir sind ein Bündnis, dass sich aus mehreren solidarischen Gruppen zusammensetzt, wie zum Beispiel KOP, solidarische Gröpelingen, TWAB, AGB, Flüchtlingsrat und weitere. Das Bündnis beschäftigt sich in erster Linie mit dem Mord meines Onkels (Mohamed idrissi), der am 18.06 in Gröpelingen von der Polizei erschossen wurde. Ich habe dadurch unheimlich viele solidarische Menschen kennenlernen dürfen, die mir gezeigt haben, dass wir füreinander einstehen müssen und zusammen auf die Straßen gehen müssen um Gerechtigkeit zu erlangen.
Heute, stehen wir hier um genau diese Solidarität, die wir erleben durften, zurückzugeben. Ihr habt sicherlich alle mitbekommen was auf Lesbos passiert, nämlich dass das Flüchtlingslager Moria brennt. Menschen haben keine Unterkunft mehr und keine:r möchte helfen. Die EU weigert sich förmlich, die Menschen aufzunehmen und dieses ganze Aufnahmeverfahren dauert viel zu lange, die Menschen brauchen JETZT Hilfe. Wir sprechen hier von 13.000 Menschen. Die EU ist riesig. Denn auch sie sind ein Bündnis. Es kann nicht so schwer sein, diese Menschen aufzunehmen und sie sofort vernünftig auf die vielen Mitgliedsstaaten zu verteilen. Aber man weigert sich! Keine:r möchte Verantwortung übernehmen, alle scheinen weg zu sehen und sich der nötigen Solidarität zu entziehen. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn sich jetzt jemand vor mich hinstellen würde und offensichtlich Hilfe braucht, ich aber wegschaue, dann ist das strafbar! Das nennt man unterlassene Hilfesleistung. Leute, guckt auf eure eigenen Gesetze, die schreiben euch doch vor: HELFT, wenn Hilfe benötigt wird!
Ich habe eben davon gesprochen, dass dieses Flüchtlingslager nun brennt. Und erst jetzt schaut die Welt hin. Aber noch bevor die Unterkunft brannte, stand das Lager in Flammen. Jeder von euch hat bestimmt schon das Sprichwort, „wir befinden uns in einer brenzlichen Situation“ benutzt. Diese Flüchtlingslager, und ich spreche bewusst im Plural, beschreiben genau das! Es herrschen dort menschenunwürdige Zustände. Die Lager sind in einem desolaten Zustand, völlig überfüllt und von der Menschheit vergessen. Bitte schaut euch um, wir, die hier stehen, sind gezwungen, einen Sicherheitsabstand einzuhalten, sind gezwungen Masken zu tragen und uns an die “Corona-Regel” zu halten. Dort funktioniert das nicht, dort steckt man sich gegenseitig an, Menschen leben völlig überfüllt und mit gar keiner Möglichkeit, sich selbst oder andere zu schützen. Was ich euch damit sagen will, ist, dass wir priviligiert sind, wir haben das Glück in Deutschland zu leben und zu unserem Zuhause und unseren warmen Betten zurückzukehren. Diese Menschen nicht! Diese Menschen haben kein Zuhause, auch vor dem Brand hatten sie kein Zuhause, es wurde ihnen weggenommen oder sie waren gezwungen, dieses zu verlassen. Diese Menschen sind alleine gelassen, alleine gelassen von einem System, in dem wir alle leben. Und deshalb sind wir heute hier.
Es kann nicht so weiter gehen, dass die Augen vor den offensichtlichen Problemen geschlossen werden und sich keine:r verantwortlich fühlt. Dass Moria brennt, dass die Menschen nun mit nichts darstehen, soll ein Weckruf für uns sein. Für uns alle, die wissen und die wussten, wie die Menschen dort und in anderen Flüchtlingslagern leben und die ebenfalls ihre Augen verschlossen hatten. Lasst uns gemeinsam kämpfen und nicht schweigen bis die Flammen Morias erloschen sind, denn das werden sie nicht, solange wir nicht gemeinsam aufstehen. Denn silence is violence.
No justice no peace!