Demo des Bündnisses Justice for Mohamed am 15.08.2020, Bremen
Wir sind KOP – die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt Bremen.
Wir stehen wieder Seite an Seite mit der Familie von Mohamed Idrissi. Die Trauer hat sich teilweise in Wut verwandelt. Wir möchten an dieser Stelle der Familie, den Freunden/Freund*innen und auch den Menschen aus der Nachbarschaft von Mohamed Idrissi unsere uneingeschränkte Solidarität und unser Mitgefühl aussprechen.
Seit dem Mord an Mohamed Idrissi sind zwei Monate vergangen. Seitdem ist ein Bündnis aus verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen aus Bremen und den Angehörigen von Mohamed entstanden. Mit viel Kraft und Zusammenhalt kämpfen wir dafür, dass der Mord an Mohamed und dessen Hintergründe nicht vergessen werden. Mohamed Idrissi, ermordet von deutschen Polizist*innen!
Dass der Mord an Mohamed kein unglücklich verlaufener Polizeieinsatz war, wird deutlich, wenn man sich ansieht, wer die letzten Jahrzehnte insbesondere von tödlicher Polizeigewalt betroffen war und ist. Es sind Menschen, die von der Polizei als „anders“ und „kriminell“ markiert werden, und die vermeintlich die Sicherheit gefährden: Es sind Menschen mit (vermeintlichem) Migrationshintergrund, PoCs, Schwarze und psychisch erkrankte Menschen. Sie und wir wissen, dass Rassismus tief in die deutsche Gesellschaft und ihre Institutionen eingeschrieben ist. Wir wissen, dass ein mörderisches Abschieberegime nur mit dem gewaltvollen Arm des Staates, der Polizei, funktioniert. Wir wissen, dass Polizei und Verfassungsschutz jahrelang den NSU deckten und die Angehörigen der Opfer und Betroffenen drangsalierten. Wir wissen, dass sich Polizist_innen und Militärs in faschistischen Terrornetzwerken organisieren. Wir wissen, dass Polizist_innen morden und selten dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Faktisch wurde die Polizei nie gegründet, um uns zu schützen. Sie sind da, um Kapital und Privilegien einer bestimmten Klasse zu schützen. Die Polizei erhält die bestehende kapitalistische Gesellschaft und soll eine gesellschaftliche Ordnung verteidigen. Dass die Polizei dabei gewaltvoll vorgeht ist nichts Neues. Dieses Vorgehen und die Gewalt sind keine Einzelfälle, keine schwarzen Schafe, kein bedauerlicher Zwischenfall. Es ist die Institution im Gesamten. Die Polizei bringt keinen Frieden oder Schutz für marginalisierte Personen. Mohamed Idrissi fiel in dieses Raster und in die direkte Schusslinie der Bremer Polizei. Der Tod an Mohamed führt uns einmal mehr vor Augen, wozu staatliche Repressionskräfte fähig sind: nämlich zu Mord.
Und damit nicht genug – Betroffene von Polizeigewalt müssen sich von Polizei, konservativen Medien und Politik verunglimpfen lassen. Diese sind bemüht, vermehrt den öffentlichen Diskurs auf die Seite der autoritären law-and-order-Vertreter*innen zu ziehen und noch mehr Überwachung, noch mehr Waffen und Kontrolle zu fordern. Wir wollen den ganzen Scheiß von „Bürgernähe“, „Einzelfällen“ und der Polizei als „größte Menschenrechtsorganisation“ nicht mehr hören. Schluss damit!
Hier in Bremen, im konkreten Fall von Mohamed, instrumentalisierte die Gewerkschaft der Polizei ihren mörderischen Einsatz auch noch, um ihre Forderung nach mehr Bewaffnung, in diesem Falle Tasern, zu wiederholen. Dabei ist offensichtlich, wer den Mord an Mohamed verantwortet: Bewaffnete Bullen, die erst durch den Einsatz von Waffen, wie in dem Fall, mit dem Einsatz von Pfefferspray, eine unkontrollierte Situation auslösten.
Wir sagen: Die Polizei braucht keine weiteren Waffen!
Wir sagen: Die Polizei ist kein Freund und Helfer – nicht heute, nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft.
Wir lehnen die Polizei in Gänze ab – die Polizei gehört abgeschafft.
Wir kämpfen solidarisch gegen Rassismus, Repression gegen psychisch erkrankte Menschen und Morde durch die Polizei. Wir wehren uns, wenn die Polizei gegen uns und andere Menschen vorgeht, weil wir nicht in das Raster des „braven-weißen“ Bürgers passen. Wir gehen Seite an Seite, wenn die Polizei uns durch häufige Kontrollen, Anzeigen, Belästigungen, Hausdurchsuchungen und Räumungen immer wieder zeigt, dass sie die Interessen derjenigen vertritt, die ihre Privilegien auf der Sonnenseite des Lebens geerbt haben.
We look out for each other
Als Teil des Bündnisses #justiceformohamed fordern wir eine lückenlose, unabhängige und sofortige Aufklärung und Gerechtigkeit.
Say his Name — Mohamed Idrissi – das war Mord
Solidarität statt Polizei!